Im Vergleich zur teilweise uralten Historie seiner Regionen und Städte steckt Baden-Württemberg selbst noch in den Kinderschuhen. Auch wenn das Bundesland am 25. April bereits seinen 70. Geburtstag feiert.
Dafür kann es aber schon ganz schön viel - außer Hochdeutsch natürlich. In "The Länd" wird geschwätzt und gebabbelt. Hier leben Häuslebauer und Viertelesschlotzer, Schneiger und Wunderfitze. Man musiziert mit Goschehobel und Kwetschkommod und lässt sich Herrgottsbscheißerle, Bibiliskäs oder Blootz schmecken. Wer nur noch Bahnhof versteht, kann seinen Wortschatz bei den folgenden Angeboten erweitern oder gleich noch tiefer in die Landesgeschichte eintauchen und weitere Eigenheiten und Gemeinsamkeiten von Badenern und Schwaben kennenlernen.
Kurpfälzer Klatsch - Mid'm Waschweib unnerwegs uff'm Heidelberger Schloss
- Waschweiber galten schon immer als geschwätzig. Vielleicht, weil sie in vielen Haushalten herumkamen und dabei stets ein "offenes Ohr" hatten. Ausgeschmückt und "weiterverzehlt" wurde das Gehörte dann am Brunnen und auf der Wäschebleiche.
- Stoff für Klatsch und Tratsch bietet bis heute das Heidelberger Schloss, wo das Kurpfälzer Waschweib Lissl zu einer Tour einlädt, die sich buchstäblich "gewesche" hat. Saubere Geschichten und Geheimnisse aus dem Schloss vermitteln auch die beiden Putzfrauen Theres' und Frau Schäufele.
- Sprachlich sollte man allerdings schon fortgeschrittener sein, um der Kurpfälzerin und ihrer schwäbischen Kollegin beim "Großreinemachen" folgen zu können. schloss-heidelberg.de
"Wo d Hase Hoosa haaße, un di Hoosa Housa haaße" - Hohenlohisch für alle
- Hohenlohe im nördlichen Baden-Württemberg ist Heimat eines besonderen sprachlichen Phänomens: Das Hohenlohische grenzt im Süden ans Schwäbische, und im Norden und Osten ans Ostfränkische, was dem Dialekt seinen eigentümlichen Klang beschert.
- Die Einheimischen sind zwar nicht direkt als Franken zu erkennen, lassen sich aber auch ungern mit Schwaben verwechseln. Was durchaus vorkommt, denn ihre Mundart trügt. Wer neugierig geworden ist, sollte sich in Öhringen einer historischen Mundartführung anschließen oder ab Forchtenberg einen Spaziergang auf dem "Hohenloher Mundartweg" machen. Allerdings mit viel Zeit, denn die Hohenlohischen Vokabeln und Sprüche erschließen sich oft erst auf den zweiten oder dritten Blick. oehringen.de; forchtenberg.de
Grenzerfahrung mit Beichte - Sprechendes Zollhäusle Bad Herrenalb
- Auf dem Klosterpfad zwischen Bad Herrenalb und der Ruine Frauenalb erwartet Neugierige an der alten, immer noch gültigen Grenze zwischen Baden und Württemberg eine besondere Überraschung. Denn hier stehen nicht nur historische Grenzsteine, sondern auch ein Zollhäusle, das sprechen kann. Begibt man sich hinein, hört man die fiktiven Beichten des württembergischen Herzogs Ulrich und des badischen Markgrafen Bernhard I.
- Darin geht es unter anderem um den uralten Zank beider Landesteile um die Schirmherrschaft über das einstige Kloster Herrenalb. Wer aufmerksam lauscht, bekommt eine Lektion in Landesgeschichte und erfährt auch, auf welche grenzübergreifenden Kompromisse man sich im Lauf der Jahrzehnte einigte. badherrenalb.de
Auf gute Nachbarschaft - Historischer Grenzweg Baden-Württemberg
- Der Historische Grenzweg vom Murgtal ins Albtal kann als ein Beispiel für gute Nachbarschaft zwischen Badenern und Württembergern genommen werden. Er führt auf einer Strecke von rund 4 bis 16 Kilometern entlang der alten Landesgrenze vom Gaggenauer Stadtteil Michelbach zum Bad Herrenalber Stadtteil Bernbach.
- Die Gemeinden an der früheren Grenze sind seit der Gründung des Bundeslandes 1952 stetig zusammengewachsen. Selbst im einst geteilten Wallfahrtsort Moosbronn erinnert heute nur noch die Landesgrenzsäule an die Vergangenheit. Zahlreiche historische Grenzsteine und eigens errichtete Infotafeln säumen den landschaftlich schönen Weg, der auch zur schmalsten Stelle des alten Baden, der "Wespentaille", führt. gaggenau.de; albtal-tourismus.de
"Laafe und Horche" - Mundart-Dichter-Weg am Karlsruher Turmberg
Wer glaubt, Karlsruhe sei zu jung, um einen eigenen Dialekt zu haben, befindet sich auf dem Holzweg. Die Haupt- und Residenzstadt des ehemaligen Landes Baden wurde zwar erst 1715 als barocke Planstadt angelegt, ihre Sprachgeschichte reicht aber viel weiter zurück und birgt so manche Überraschung. Denn um und in Karlsruhe verlaufen gleich mehrere Sprachgrenzen. Die verschiedenen Dialekte verbinden sich zum deftig-brummigen "Brigandedeitsch". Wie der Singsang aus alemannischen, fränkischen und pfälzischen Einsprengseln klingt, erfährt man seit Herbst 2021 auf dem 1,8 Kilometer langen badischen Mundart-Dichter-Weg am Turmberg. "Ohrestraichler vom Feinschte" bietet die zugehörige App mit Texten regional verwurzelter Autorinnen und Autoren.
Kulinarische Grenzgänge - "Schlemmen und Spazieren" Fohrenbühl
- Genießerinnen und Naturliebhaber kommen auf der Passhöhe Fohrenbühl im Schwarzwald auf den Geschmack. Denn hier laden schon seit über 15 Jahren jeden Freitag zwischen April und Oktober vier Gasthöfe zum "Schlemmen und Spazieren" ein - zwei badische und zwei schwäbische. Beim Weg von Gang zu Gang werden Dorfgrenzen, Kreisgrenzen und Landesgrenzen überquert.
- Los geht's mit Aperitif und Suppe im Hornberger Landgasthof Schwanen. Auf dem Weg zum zweiten Gang im Gasthof Adler in Lauterbach wird die ehemalige Staatsgrenze zwischen Württemberg und Baden passiert. Von dort spaziert man weiter zur Hauptspeise im Landhaus Lauble. Den krönenden Abschluss bildet dann das Dessert im Gasthof Gedächtnishaus. fohrenbuehl-schwarzwald.de; naturparkschwarzwald.de
pm, ots; Bildrechte: Tourismus Marketing GmbH Baden-W Fotograf: Thomas Niedermüller
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